Die anthroposophische Medizin versteht sich als geisteswissenschaftliche Erweiterung der Schulmedizin.
In der anthroposophischen Geisteshaltung finden sich Elemente verschiedener philosophischer und medizinischer Denkrichtungen aus Ost und West. Die anthroposophische Medizin versteht sich als geisteswissenschaftliche Erweiterung der Schulmedizin. Die naturwissenschaftliche Schulmedizin bildet die Basis, auf der die anthroposophischen Therapeuten ihr Verständnis vom Mensch-Sein aufbauen. Im Zentrum der anthroposophischen Medizin steht die Berücksichtigung des Zusammenhangs zwischen Umwelt, Leib, Seele und Geist. Die Behandlung von Krankheiten soll die ursprüngliche, gesunde Harmonie zwischen diesen Faktoren wiederherstellen. Zu diesem Zweck versuchen anthroposophische Ärzte, die Ursachen einer Erkrankung möglichst ganzheitlich zu erfassen. Die Therapie wird nicht nur durch die Diagnose bestimmt, sondern auch durch den Krankheitsverlauf, den Lebenslauf, das soziale Umfeld und die Persönlichkeit des Erkrankten.
Philosophie der anthroposophischen Medizin
In der anthroposophischen Philosophie wird der Mensch mit seinen physiologischen Funktionen in drei Bereiche eingeteilt: Der erste Bereich umfasst alle Stoffwechselvorgänge sowie die Gliedmaßen, die der willkürlichen Bewegung dienen. In diesem Bereich überwiegen die Prozesse, die mit dem Aufbau und mit der Wiederherstellung von Funktionen zusammenhängen. Diese Prozesse spielen sich in gesundem Zustand tief im Unterbewusstsein ab. Im Gegensatz zu diesem Bereich stehen die menschlichen Sinnesorgane und das damit verbundene Nervensystem als zweiter Bereich. In diesem Funktionsbereich spielen sich die Vorgänge des wachen Bewusstseins ab. Kommt es zum Abbau von Sinnesorganen oder Hirnzellen, hat dies eine Auswirkung auf das wache Bewusstsein. Die beiden erwähnten, sich gegenüberstehenden Bereiche werden durch einen dritten verbunden, durch den Bereich, in dem sich die rhythmischen Vorgänge abspielen. Dazu gehören vor allem das Herz-Kreislaufsystem und die Lunge. Dieses Gebiet gleicht die beiden anderen, gegensätzlichen Systeme aus. Rudolf Steiner beschrieb das Wesen des Menschen als vier Wesensglieder, die alle Gesetzmässigkeiten und Zusammenhänge des Lebens enthalten:
- Der Physische Leib ist der sichtbare Körper
- Der Ätherleib ist die Summe der den Körper belebenden Lebenskräfte
- Der Astralleib ermöglicht Empfindungen und Bewusstsein
- Das Ich ist das Zentrum der Persönlichkeit. Krankheit und Heilung mit anthroposophischen Ansatz
Das Zusammenwirken der vier Wesensglieder bestimmt die Gesundheit und Krankheit eines Menschen. Stehen alle vier Kräfte in Harmonie zueinander, ist der Mensch gesund. In der anthroposophischen Medizin werden alle Krankheiten, entsprechend den vier Wesenskräften, in vier Typen eingeteilt:
- Physischer Leib – skleroseartig
- Ätherleib – geschwulstartig
- Astralleib – entzündungsartig
- Ich – lähmungsbedingt
Wenn der Einfluss eines der vier Wesensglieder stark überwiegt, gerät das gesamte System aus dem Gleichgewicht. Zum Beispiel kann als Folge einer langdauernden Dominanz des ätherleibes nach Auffassung der anthroposophischen Medizin Krebs entstehen. Bis der Krebs physisch zum Ausbruch kommt, befindet sich der Organismus in einer Art Vorzustand von Krebs. Zu diesem Zeitpunkt können neutralisierende und gestaltende Kräfte noch stark genug sein, um die physische Entwicklung des Krebses einzudämmen. So besteht das Ziel der Behandlung einer Krankheit darin, die grundlegenden Kräfte der Wesensglieder auszubalancieren. Dafür stehen der anthroposophischen Medizin verschiedene Therapiemöglichkeiten zur Verfügung:
- Individuell zusammengestellte bio-dynamische Ernährung, kreative künstlerische Therapieformen wie Malen, Modellieren, Singen, Sprechen und besonders die Heileurythmie (Verbindung zwischen Bewegungsabläufen, Gebärden, Worten und Lauten)
- Ausführliche Gespräche mit den behandelnden Therapeuten
- Anthroposophische Heilmittel